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Neues WWF-Förderprogramm: Gemeinsam aufbrechen

HEV BS
13.02.2024

Der WWF Region Basel will dem Asphalt an den Kragen: Der Verein lanciert deshalb ein Projekt zur Entsiegelung privater Grundstücke. Eigentümerinnen und Eigentümer bekommen Hilfe bei der Umsetzung und finanzielle Unterstützung. So soll die Natur in der Stadt und auf dem Land Auftrieb erhalten.

Böden sind Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen. Ein gesunder Boden erfüllt Filter- und Speicherfunktionen und ist für den Wasserkreislauf wichtig. Obwohl wir Menschen Landwirtschaftsflächen als naturnah empfinden, gibt es in Städten wie Basel oder Liestal in der Regel mehr Pflanzen- und Tierarten als auf intensiv genutzten Äckern und Wiesen. Das Potenzial städtischer Flächen müsse deshalb unbedingt genutzt werden, findet der WWF Region Basel – um Lebensräume zu vernetzen und um noch mehr Rückzugsgebiete für Pflanzen und Tiere zu schaffen.

Fokus liegt auf privaten Flächen

Auch im Raum Basel ist der Trend, offene Böden in Siedlungs- und Verkehrsflächen umzuwandeln, ungebrochen. Die letzten Zahlen des Bundesamts für Statistik weisen für den Kanton Basel-Stadt einen Versiegelungsanteil von über 40 Prozent aus. Es erweist sich als schwierig, bei öffentlichen Flächen wie Strassen oder Plätzen einen Paradigmenwechsel zu erreichen. Deshalb will der WWF Region Basel den Fokus für Entsiegelungsmassnahmen auf private Grundstücke legen. Hier existieren Reserven, um neue Flächen für die Verbesserung des Naturhaushalts, des Artenschutzes und der Stadtökologie zu gewinnen. So verbessert sich letztlich die klimatische Lebensqualität im Siedlungsraum.

WWF bietet Unterstützung

Die Umsetzung scheitert im privaten Bereich oft an planerischen Hürden, an Problemen der praktischen Umsetzung oder an der Finanzierung. Ein geeigneter Gartenbaubetrieb muss gefunden werden, die Kosten müssen diskutiert, die Umsetzung sollte geplant und die anschliessende Pflege muss durchdacht werden. Das ist für private Grundeigentümerinnen und -eigentümer oft der Grund, eine mögliche Entsiegelung doch nicht durchzuführen. Das neue WWF-Programm erleichtert den Einstieg in die Thematik und bietet gleichzeitig Hand für die Umsetzung.

Platz für Pflanzen und Tiere

Mitmachen ist ganz einfach: Interessierte Haus- und Grundbesitzerinnen und -besitzer können sich beim WWF Region Basel melden. Egal, wie gross die asphaltierte oder betonierte Fläche ist – der WWF kommt nach terminlicher Absprache mit einem Gartenbauer vorbei. Gemeinsam wird abgeschätzt, was der Eingriff kostet und wie die neue Fläche aufgewertet werden kann. Je mehr blütenpflanzenreiche Flächen entstehen, desto mehr Platz steht für Tiere zur Verfügung: Schmetterlinge, Wildbienen und Hummeln, Käfer, Eidechsen oder sogar Igel. Kleine Oasen werden miteinander vernetzt, die Vielfalt für Pflanzen und Tiere wird grösser. Je weniger Flächen asphaltiert und betoniert sind, umso weniger heiss wird es dort im Sommer. Zudem wird Regenwasser besser zurückgehalten.

Hand anlegen

Wichtig ist die Unterstützung durch Freiwillige: Sie helfen den WWF-Fachleuten vor Ort sowie den Grundeigentümerinnen und -eigentümern, die wenig oder keine Zeit haben, indem sie ihre Arbeitskraft gratis zur Verfügung stellen. Die Mitwirkung von Freiwilligen hat beim WWF eine lange und erfolgreiche Tradition. Rund 4000 Ehrenamtliche leisten jedes Jahr mehrere Zehntausend Arbeitsstunden für die Natur und die Umwelt. Auch bei diesem Projekt können sich engagierte Menschen in ihrer Freizeit aktiv für die Natur einsetzen. Gleichzeitig lernen die Freiwilligen die gartenbaulichen Herausforderungen einer Umgestaltung versiegelter Flächen kennen.

Gemeinsam aufbrechen

Nach der unverbindlichen Anmeldung wird es rasch konkret: Im Rahmen der Planung beurteilen die WWF-Fachleute die Asphalt- oder Betonfl äche in einem ersten Schritt. Mithilfe einer Probebohrung klärt sich, wie der darunterliegende Boden aufgebaut ist und um welches Substrat es sich handelt. Dann werden die künftige Funktion und der gewünschte Bewuchs festgelegt. Die Kosten werden abgeschätzt. Anschliessend bricht der Gartenbauer das Material, das den Boden versiegelt, kleinteilig auf, entfernt es mithilfe der Freiwilligen und entsorgt es fachgerecht. Besonders Böden im Innenstadtbereich sind manchmal nach der Befreiung vom Asphalt nicht mehr naturnah, sodass zuerst eine weitgehend natürliche Bodenfunktion wiederhergestellt werden muss. Danach wird eingesät, und Stauden, Sträucher oder Bäume können gepfl anzt werden. Der Boden kann auch einem natürlichen Bewuchs überlassen werden, der sich über die Jahre von selbst verändert. In jedem Fall klären wir vorgängig, wer die Nachpfl ege übernimmt. Das Projekt «Gemeinsam aufbrechen» wird von der Christoph-Merian-Stiftung mitfi nanziert. Der WWF Region Basel kann interessierte Grundeigentümerinnen und -eigentümer deshalb bei der Umsetzung fi nanziell unterstützen.

MITMACHEN UND ANMELDEN

Besitzen Sie einen asphaltierten Bereich, den Sie entsiegeln möchten? Gemeinsam befreien wir Ihre Fläche vom Asphaltkorsett. Jeder Quadratmeter Boden, den wir zurückgewinnen, wird für die Natur wertvoller. Sie besitzen keine eigene Fläche, dafür haben Sie Zeit und möchten beim Entsiegeln aktiv mithelfen? Dann sind Sie bei uns richtig. Melden Sie sich als Grundeigentümer/in unverbindlich an oder unterstützen Sie das Projekt freiwillig. Wir freuen uns auf Sie! Anmeldung und weitere Informationen unter wwf-bs.ch/aufbrechen und wwf-bl.ch/aufbrechen

Machen Sie mit? Wir freuen uns darauf

Pascale Steck
Biologin und Geschäftsleiterin
WWF Region Basel