Ob Heizöl, Erdgas oder Strom: Schweizer Haushalte müssen seit einigen Monaten markant mehr für die Energie bezahlen. Diese Entwicklung verdeutlicht, dass sich der Umstieg auf eine erneuerbare Heizung lohnt: Die Energiekosten sind bei diesen Systemen in der Regel deutlich tiefer. So lassen sich die Investitionskosten, die etwas höher liegen können als bei konventionellen Systemen, rasch amortisieren. Kurzum: Der Umstieg auf eine erneuerbare Heizung lohnt sich auch finanziell (siehe Grafik unten).
Mit kostenloser Impulsberatung starten
Wer eine mehr als 10 Jahre alte Öl-, Gas- oder Elektroheizung hat, sollte sich rechtzeitig Gedanken über den Ersatz machen. Dadurch hat man nicht nur genug Zeit, um sich einen Überblick über mögliche Alternativen zu verschaffen, sondern kann insbesondere auch die Finanzierung in aller Ruhe klären. Als erster Schritt empfiehlt sich eine Impulsberatung «erneuerbar heizen» (siehe Infobox). Dabei handelt es sich um eine vom Bund finanzierte und daher kostenlose Beratung durch eine Fachperson. Diese zeigt der Eigentümerschaft, welche erneuerbaren Heizsysteme am Standort realisierbar sind. Teil der Beratung ist auch eine erste Schätzung zu den Kosten des Heizungsersatzes sowie Informationen zu Fördergeldern und Steuerabzügen.
Namhafte Förderungen
Gut zu wissen: Die Nettokosten für den Heizungsersatz liegen häufig deutlich tiefer als die Bruttokosten. Alle Kantone fördern nämlich erneuerbare Heizsysteme über das Gebäudeprogramm des Bundes, wobei die Beiträge unterschiedlich hoch sind. Für eine Erdsonden-Wärmepumpe erhält man zum Beispiel im Kanton St. Gallen 6000 Franken, im Kanton Luzern 8500 Franken und im Kanton Zürich gar 11 000 Franken. Neben den Kantonen fördern auch verschiedene Gemeinden, Energieversorger und weitere Anbieter erneuerbare Heizungen, allerdings sind die Beiträge nicht immer kumulierbar. Wer herausfinden will, welche Angebote am eigenen Wohnort konkret bestehen, kann sich auf der Website energiefranken.ch über eine einfach bedienbare Standortsuche einen Überblick verschaffen.
Von den Steuern abziehen
Nicht nur die Fördergelder senken die Nettokosten für den Heizungsersatz, sondern auch die Steuerabzüge, die Eigentümerschaften geltend machen können. Abzugsberechtigt sind grundsätzlich Investitionen in werterhaltende Massnahmen sowie in erneuerbare Energien – beide Kriterien erfüllt ein Heizungsersatz durch eine erneuerbare Lösung. Wie hoch genau die Steuerabzüge sind, ist schwierig zu beziffern, weil die Abzüge vom Wohnkanton, vom Einkommen und von weiteren Faktoren abhängen. Klar ist aber, dass sich die Einsparung auf mehrere Tausend Franken belaufen kann. Durch Fördermittel und steuerliche Abzüge können die Nettokosten bis zu 45 Prozent tiefer liegen als die Bruttokosten. Es lohnt sich, die konkreten Zahlen von einer Fachperson berechnen zu lassen, um den tatsächlichen Finanzierungsbedarf zu erfahren.
Eigenmittel, Kredit, Contracting
Die Finanzierung des Heizungsersatzes sollte rechtzeitig geplant werden, weil sich gewisse Prozesse hinziehen können. Grundsätzlich gibt es vier Finanzierungsmöglichkeiten:
- Eigenmittel: Besteht ein Unterhaltskonto mit genug hohen Einlagen oder sind ausreichend finanzielle Reserven vorhanden, lässt sich der Heizungsersatz mit Eigenmitteln finanzieren.
- Bank: Die benötigten Geldmittel können bei einem Finanzinstitut über eine Erhöhung der Hypothek oder einen normalen Privatkredit aufgenommen werden. Einige Banken gewähren bei ökologischen Massnahmen Spezialkonditionen.
- Energiedienstleister: Einige Energieversorger bieten die Wärmeversorgung als Contracting an. Das bedeutet, dass diese die Investitions- und Wartungskosten tragen und die Kundschaft über einen langfristigen Vertrag die Investition zurückzahlt. Privatdarlehen: Auch ein privates Darlehen ist eine Möglichkeit, den Heizungsersatz zu finanzieren.
Wärmepumpe statt Elektroheizung
Wie man den Heizungsersatz angehen kann, zeigt das Beispiel des Ehepaars Rotanzi aus Camorino bei Bellinzona. Das Zweifamilienhaus mit Baujahr 1986 wurde von einer zentralen Elektroheizung mit Wärme versorgt. Die Rotanzis entschieden sich nach ihrer Pensionierung, auf eine erneuerbare Alternative umzusteigen und vereinbarten zu diesem Zweck eine Impulsberatung «erneuerbar heizen». «Diese war sehr hilfreich, um einen Überblick über die möglichen erneuerbaren Heizsysteme zu erhalten», sagt Lauro Rotanzi. «Wir entschieden uns für eine Luft-Wasser-Wärmepumpe in Kombination mit einer Photovoltaikanlage.» Im Dezember 2021 wurde die neue Heizung der Rotanzis nach einer Planungs- und Realisierungsphase von drei Monaten in Betrieb genommen, wobei die tatsächliche Installation lediglich eine Woche dauerte.
Tiefere Heizkosten
Um den Heizungsersatz zu finanzieren, erhöhte das Ehepaar die Hypothek. «Wir wollten unsere Finanzen nicht zu stark strapazieren. Weil die Zinsen so niedrig waren, kostet uns das gesamte Projekt jährlich nur 470 Franken an Hypothekarzinsen», erläutert Rotanzi. Regulär hätte das neue Heizsystem 54 000 Franken gekostet. Da aber kantonale und nationale Förderprogramme insgesamt 3600 Franken für die Photovoltaikanlage und 8300 Franken für die Wärmepumpe beisteuerten, lagen die Nettokosten schliesslich mit 42 100 Franken rund 20 Prozent tiefer. Darüber hinaus konnte das Ehepaar Rotanzi die Investition von den Steuern abziehen und so nochmals erhebliche Einsparungen realisieren.
Wie viel Geld die Rotanzis mit dem neuen Heizsystem sparen, lässt sich aufgrund der kurzen Betriebszeit noch nicht präzise beziffern. Klar ist aber, dass die Heizkosten deutlich tiefer ausfallen werden, weil die Anlage weniger Strom verbraucht und weil die Elektrizität aus der eigenen Photovoltaikanlage einen Teil des Bedarfs deckt. Zudem erhält die Eigentümerschaft gewisse Vergütungen, wenn sie überschüssigen Solarstrom ins öffentliche Netz einspeist. Insgesamt dürften die Rotanzis jährlich mehr als 1000 Franken an Heizkosten einsparen – und schonen zugleich dank der erneuerbaren Heizung die Umwelt.