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Wie es zum Osterhasen kam

12.04.2024

Jahr für Jahr werden sie, allein in der Schweiz, millionenfach verkauft: die Osterhasen und -eier aus Schokolade. Meister Lampe taucht in den verschiedensten Gestalten auf, beispielsweise mit Pausbäckchen und einem fröhlichen Grinsen auf dem Gesicht, fast an Comicfigu en erinnernd. Oder dann gibt es die Feldhasen, die eigentlichen Osterhasen, wie sie noch immer in der Confiserie Schiesser angeboten werden – in klassisch schlichter Form oder in nostalgischen Varianten.

Aus Osterlamm wird Osterhase

Böse Zungen behaupten, dass der Osterhase eigentlich durch ein Missgeschick entstanden sei. Jemand habe vor Urzeiten ein Osterlamm backen wollen, und plötzlich habe das Ergebnis eher einem Hasen geglichen. Er war auch nicht von jeher und überall der Überbringer der Eier. Denn wirklich einleuchtend ist es nicht, dass ein Hase Eier legen, färben und im Garten oder Haus verstecken kann. Früher teilte man in der Schweiz diese Aufgabe dem Kuckuck zu, was eher passt, legt er doch seine Eier in fremde Nester. In Thüringenwar lang der Storch, in Sachsen der Hahn und in Hessen der Fuchs der Ei-Lieferant. Und da, nach römischem Ritus, von Gründonnerstag bis zur Osternacht als Zeichen der Trauer keine Glocken läuten, behauptete man in gewissen katholischen Gegenden, sie seien in dieser Zeit nach Rom geflogen, um die Ostereier zu holen. Jedenfalls hat sich der Hase je nach Gegend im 17. und 18. Jahrhundert gegen seine tierischen Konkurrenten und sogar gegen die Kirchenglocken durchgesetzt. Und er findet sogar in einem Schweizer Kinderlied von 1789 Erwähnung.

Der Osterhase für einfältige Erwachsene und für Kinder

Zum ersten Mal explizit erwähnt ist der Osterhase in der Dissertation des Frankfurter Arztes Johannes Richier. Dieser promovierte 1682 bei dem angesehenen Georg Franck von Frankenau, Professor der Medizin in Heidelberg. «De ovis paschalibus – von OsterEyern» hiess die Abhandlung. Was immer dieses Themamit der Medizin zu tun haben mag … Jedenfalls schildert er für gewisse Gegenden Deutschlands sowie im Elsass den Brauch des Osterhasen und des Eierversteckens. Wenig charmant spricht er von einer Fabel, die man einfältigen Erwachsenen und Kindern aufbinde.

Schoggihasen einst aus massiver Schokolade

Stephan Schiesser meint, dass die Schokoladehasen so um 1870 aufgekommen seien. Ursprünglich waren sie aus massiver Schokolade. Zum einen weil das Hohlgiessen damals noch nicht gängig war, zum anderen weil sie anfänglich oft als Schaufensterdekoration dienten und somit stabiler waren. Dann wurden sie zu früheren Zeiten mit Vorliebe von den italienischen Gastarbeitern an Ostern in die Heimat mitgenommen. In Form eines Osterhasen galt die Schokolade nämlich als Geschenk, und Geschenke musste man damals nicht verzollen.

Das Hohlkörpergiessen ist eine Kunst und erlaubt keinerlei Fehler bei der Herstellung. Die Schokolade muss genau die richtige Temperatur haben. Zuerst wird die Form, ursprünglich aus massivem Blech, mit der flü - sigen Schokolade ausgepinselt, damit jedes Detail perfekt zur Geltung kommt. Dann wird sie zweimal ausgegossen und dabei für die regelmässige Verteilung, hin und her geschwenkt, in der Fachsprache «geschleudert». Da auch die Imker die Honigwaben schleudern müssen, wurden hierfür spezielle kleine Maschinen hergestellt, deren sich mancher Confiseur bediente. Bei den alten Hohlformen entstand häufig eine Spannung, sodass die Hasen beim Loslösen zerbrachen. In Grossunternehmen werden deshalb die Formen einfacher gestaltet und sind aus Plastik oder Silikon. Bei Schiesser werden sie nach wie vor von Hand und mit alten Formen gegossen.

Wer hat sie erfunden?

Es passt natürlich hervorragend, dass die Milchschokolade von einem Schweizer erfunden worden sein soll. Daniel Peter hiess er, 1836 in Moudon geboren, 1919 in Vevey gestorben. Ursprünglich betrieb er zusammen mit seinem Bruder eine Kerzenfabrik, die jedoch durch das Aufkommen von Petroleumlampen immer erfolgloser wurde. 1863 ehelichte er Fanny-Louise Cailler und kam so mit der Schokoladenbranche in Berührung. 1867 gründete er Peter, Cailler & Cie. Er war befreundet mit Henri Nestlé, der unter anderem Milchpulver produzierte. Daniel Peter versuchte, aus Milch und Schokolade ein neues Produkt zu kreieren, was jedoch misslang. Er verlegte sich schliesslich von Milchpulver auf Kondensmilch, und 1875 gelang ihm der grosse Coup: die Erfindung der Milchschokolade, bestehend aus Kakao, Zucker und eben Kondensmilch. 1887 erschien sie dann in verfeinerter Form unter dem Namen «Gala Peter» auf dem Markt. Er selbst ist in Fachkreisen unter dem Namen «Schokoladen-Peter» bekannt.

Und dann noch das Ei ...

Es liegt auf der Hand, dass ein Ei schon seit jeher als Fruchtbarkeitssymbol gilt. Auch für das gekochte und gefärbte Osterei gibt es viele Erklärungen. Bereits die Heiden sollen sich gegenseitig im Frühling Eier geschenkt haben. Als das Christentum Staatsreligion wurde, wurden solche heidnischen Bräuche verboten So haben sie die Eier auf den Grundstücken ihrer Angehörigen versteckt und vergraben, um nicht erwischt zu werden.
Eine simplere Erklärung für den Brauch der Ostereier ist, dass sich während der Fastenzeit Unmengen von Eier angesammelt haben, da man sie während 40 Tagen nicht essen durfte. Um sie haltbarer zu machen, hat man sie gekocht. Und um die gekochten von den rohen unterscheiden zu können, hat man sie gefärbt.
Schon in frühesten Zeiten meinten die Ärzte, der Verzehr zu vieler Eier sei gesundheitsschädigend. Aber nach der langen Fastenzeit waren sowohl Erwachsene als auch Kinder begierig darauf. Weil man sie zuerst suchen musste und nur eine gewisse Anzahl versteckt wurde, konnte man den Konsum kontrollieren und einschränken. Eines ist sicher: Mit dem Frühling erwacht die Lebensfreude, und dann sollte man sich ruhig etwas gönnen.